Warnung: dieser Text ist wirklich alt - und viele Sachen darin sind NICHT mehr aktuell - aber ich wollte ihn der Vollständigkeit hier aufführen

Ungewiss, wann ich das letzte Mal über dieses Thema referierte, aber es scheint allumfassend zu sein - Liebe. Habe ich mich damals noch in Selbstmitleid gebadet, so stellt sich mir jetzt die Frage nach der Aufrichtigkeit meiner damaligen Trübsal. Von Liebe habe ich geredet, von wahrer Liebe, aber ich bezweifle jetzt, dass ich wusste, wovon ich schwafelte. Schön, ich sagte alles so, wie ich es gehört habe von meiner Umgebung, welche mich mit diesen Slogans regelrecht bombardierte. Aber wenn ich jetzt alles aus der Ferne betrachte, so stelle ich mir selbst die Frage : Habe ich wirklich geliebt? Bin ich dazu überhaupt fähig? Bin ich in der Lage, zu lieben? Es eröffnen sich mir berechtigte Zweifel. Jetzt, wo Shahi nun schon über zwei Jahre tot ist, verblasst langsam die Erinnerung an sie. Ich erinnere mich nur noch verschwommen an ihr Gesicht, welches ich zu Lebzeiten stets vergötterte, ihre zierliche, ebenmäßige Gestalt und diese geschmeidigen, katzengleichen Bewegungen. Der kleine rote Fleck zwischen ihren Augen ... ihre Augen, zwei tiefschwarze Seen. Aber so langsam wird alles unwirklich, ein Foto hab ich auch nicht mehr von ihr und so wird es sich von Tag zu Tag schwerer, sich ein klares Bild zu machen. Es schleichen sich Fehler ein, man weiß, sie sind da, aber man kann sie nicht erkennen, da sie einem nicht erkenntlich sind, man weiß es halt nicht mehr besser. Aber schon nach einem halben Jahr? Hätte ich sie wirklich geliebt, wie ich es mir nach wie vor noch einrede, dann müsste so etwas doch länger halten. Ha! Die große Liebe, die einzige meines Lebens, jeder Topf findet mal seinen Deckel, wie die Faust auch mal aufs Auge und das somit blinde Huhn sein Korn! Aber ich? Alles vorbei, nix mehr da, woran man sich klammern könnte. Da schmerzt diese Geschichte mit Mariella umso mehr. Eine Neunklässlerin, die einen interessant findet, aber erst einmal zwei Monate um den heißen Brei redet und dann noch präzise nach ihren Vorstellungen gefragt werden muss. Deprimierend, dass ich nun schon in die unterste aller Klassen abgerutscht bin. Jetzt bin gerade mal noch gut genug als Amüsiermaterial von fünfzehnjährigen Mädchen. Sowas wäre toll, wenn ich pädophil wäre, was ich aber nicht bin. Ich hab mich geirrt, ich bin noch eine Klasse runter -> mein Kumpel will lieber fernsehen, als mir in einer solchen Situation zumindest seelisch beizustehen! („Ach nö, ich spiel grade Warcraft und dann kommt heute Abend noch Lethal Weapon in RTL 2 ... sag mal, wie kann man Einheiten reparieren? *klick* ) Trottel, danke! Aber er sagt ja selbst, dass er kein guter Psychologe ist ... recht hat er, beziehungsweise tut er alles, um diesen Anschein zu erwecken und zu erhalten.  Das seelische Gleichgewicht eines Freundes ist ihm nicht so wichtig wie das abendliche Fernsehprogramm. Was man davon nun halten und auch daraus ableiten kann, mag dem Leser dieser Selbstmitleidsbekundungen überlassen sein, für mich jedenfalls ist es klar. Jetzt habe ich mir nochmals alle anderen, davor verfassten, Briefe durchgelesen und stelle fest, dass ich immer zum gleichen Schlusspunkt komme: dem Tod. Dort ist er schon ausreichend diskutiert und so sehe ich mich nicht veranlasst, mich nochmals über das selbe leidige Thema auszulassen. Ich schaue mir das Thema dieses Briefes an und stelle fest, dass ich arg am Abschweifen bin - oder doch nicht? Liebe. Diese Überschrift hat mich nun bis zu diesem Punkt gebracht, und nun? Oder bin ich gar nicht abgeschweift? Rede ich mir das nur ein, damit ich mich gedanklich angenehmeren Gefilden zuwende? Nennen wir’s beim Namen - ich bin mit mir selbst unzufrieden. Ich definiere mich selbst als bisexuell, aber bin ich auch mit meiner eigenen Erkenntnis einverstanden? Nein, bin ich nicht! Dies ist ein Zwischenstadium, kein Nichts und kein Ganzes. Hin und hergerissen zwischen beiden Ufern, keinem zugehörig, aber von beiden sowohl abgestoßen und angezogen - von beiden nicht akzeptiert. Allmählich komme ich zu dem Punkt, dass ich nicht einer verlorenen und ausgelöschten Liebe nachtrauere, welche ich nach meiner obigen Definition gar nicht hatte, sondern der körperliche Frust durch Lustverlust. O Gott, klingt das scheiße ... aber es trifft den Nagelnden voll auf den Kopf. Soo - let’s talk about SEX: Was sie schon immer wissen wollten, sich aber nie trauten, zu fragen! Doch was soll ich tun? Jeden Tag Baywatch rechtshändig betrachten? Das ist niveaulos und unter meiner Würde. Mariella anflirten, um mit ihr ins Bett zu hüpfen und so meine Befriedigung erhalten? So ein Typ bin ich nicht - wenn, dann muss es auch ernst gemeint sein, was ich bei dieser bestimmten Aktion stark anzweifeln würde. Es wäre die Befriedigung niederer Gelüste ohne jedwede Kontrolle - und dafür ist mir diese schönste Sache der Welt ehrlich gesagt zu schade. Wenn ich mit jemandem ins Bett steige (wie immer es auch beschaffen sein mag -> ein Kornfeld wäre mal was neues), dann muss ich ihn auch mögen. Es ist nicht nur eine Sache des Durchhalte- und Standvermögens, sondern auch was geistiges. Die Seele muss dadurch auch gewinnen und darf dabei nicht im hintersten Winkel des hormonüberfluteten Hirns in der wüstesten Rumpelkammer eingesperrt sein. Körperliche Liebe ist immer auch was geistiges, nur leider kam das bei mir zu kurz. Zwei Monate war ich mit Shahi zusammen, nach dem Gezeiten wollten wir uns treffen, ihre Eltern wären dann im Urlaub gewesen ... . Meine Vermutung verstärkt sich, dass ich zu geistiger Liebe nicht fähig bin, mich frustet, dass wir nicht miteinander geschlafen haben, bevor ... . Wie dem auch sei, es ist nicht zu ändern und so langsam habe ich es aufgegeben, hinter jedem Menschen herzurennen, der mir imponiert und gefällt. Einerseits aus Unkenntnis bezüglich seiner Einstellung (ich will mir nicht noch ein paar Körbe einhandeln), andererseits aus Kenntnis seiner Einstellung (auch hier sind mir schon zu oft Körbe an den Kopf geworfen worden). Jetzt die Sache mit Mark, alles hat gestimmt und doch fehlte was. Wenn ich wüsste was, wäre mir ein Nobelpreis sicher ...So langsam komme ich zu dem Schluss, das Asexualität eine ganz passable Sache ist. Man geht einfach durchs Leben, hat seinen Spaß und muss nicht verpassten Möglichkeiten nachtrauern. Das LARP ist so eine Sache. Da war die Sache auf dem SEM 2, mit *NAME ENTFERNT* und „Wölfchen“! Sie fragte MICH zuerst, ob ich noch n Platz im Bett frei hätte, aber in meiner supergroßen Idiotie machte ich einen Rückzieher, ich hatte ja eine Freundin! Und das die beiden Spaß hatten, habe ich in diesem Zimmer wohl beide Nächte am deutlichsten gespürt, sie trieben es ja schließlich genau unter mir im Doppelstockbett. Dann dann auf dem Ambiente 6, diese Priesterin, welche unbedingt einen Priester heiraten wollte. Wäre ich nicht so dermaßen blöd ob meiner Stupidität gewesen und hätte mitgespielt bei dieser Kurzvermählung durch Sergios und diesen anderen Priester, dann hätte es auch Spaß gegeben. Ich hörte nach meiner Flucht am nächsten Morgen nur noch, dass sich die junge Frau (und hässlich war sie nicht gerade) einen anderen schnappte und mit ihm die gesamte Nacht nicht mehr aus dem Zelt auftauchte, in dem sie zu Sonnenuntergang verschwanden. Und die beiden kannten sich Outtime nicht, ich fragte nach! Und so stolpere ich durchs Leben, nicht fähig, für mich auch einmal ein Stück des Knäckebrotes abzubrechen. Mein theoretisches Wissen über dieses Thema kann sich durchaus sehen lassen, gelesen und gesehen hab ich schon Unmengen darüber, wer kennt sie nicht, die einschlägigen Bilder und Texte aus dem Netz und den Mailboxen. Wenn man mich fragt, ob ich denn noch Jungfrau bin, erwidere ich großspurig: Natürlich nicht, seh’ ich so aus?! Ja, tue ich! Mein Gott, wer vom männlichen Geschlecht hatte noch keinen Kontakt zur weiblichen Gegenseite - die Phase des gegenseitigen Entdeckens kennt wohl jeder aus seinen ersten Schuljahren. Aber es blieb halt immer beim Anfassen, Ausprobieren und Angucken - was wahrscheinlich auch ganz gut so war. Auch mit der gleichgeschlechtlichen Seite hatte ich erste Kontakte zu dieser Zeit. Doch ist dies wohl mehr der Neugier bei den anderen zuzuschreiben - was es bei mir war, weiß ich auch jetzt nicht, aber viel mehr wird es wohl auch nicht gewesen sein. Und wenn ich dann immer hinter vorgehaltener Hand höre, wer es mit wem zum ersten Mal wo getrieben hat, so komme ich mir unvollkommen vor. Da hilft auch nicht mehr die lahme Ausrede von: Ich will mich für die richtige Person aufheben ... nur ist diese Person am 28. 12. 1997 aus meinem Leben geschieden. Also alles aus und vorbei, nichts mehr mit den großen Visionen von einer Familie, Frau, zwei Kinder und Katze im eigenen Haus. So, wie es jetzt aussieht, werde ich auch noch mit dreißig von einer intimen Beziehung zu einer Person träumen. Träumen und nur träumen, denn um es ernsthaft anzugehen fehlt mir der Mumm, das Charisma und auch derzeit die Libido. Alles bleibt beim alten, nichts verändert sich und so geht es weiter, im ewig gleichen Trott dieses verpfuschten Lebens, ohne Möglichkeit, diesem Teufelskreis alleine zu entfliehen. Aber halt, das stimmt ja gar nicht, ich habe nicht die Motivation, dies zu tun und so bleibt es! Als ob er Himmel mich weiter strafen will, wurde mir damals in meiner Zivildienststelle auch noch so ein attraktiver junger Mann vor die Nase gesetzt, welcher auch noch schwul ist: Rene. Ich hasse Gott, und wenn mich jemand fragen sollte, wer ist Gott, so werde ich ihm antworten; "Sie ist schwarz". Ich sollte wirklich überlegen, ob ich nicht Atheist werde und einfach alles leugne. Aber zurück zu Rene. Groß, schlank, gerade gewachsen und eine durchaus angenehme Erscheinung, plus einiger typischer Klischees, welche seine und nun meine Gruppe so in sich vereint: kein Bart, keine Brille, möglichst immer einen absolut durchtrainierten Traumbody haben, die Art und Weise sich zu kleiden und auch die Kleidung selbst. Man kann es nur aus dem Äußeren ableiten, den in seinem Verhalten ist er eine absolute Heteroerscheinung. (Revidierung dieser Feststellung nach längerer Bekanntschaft) Er wusste nichts von meiner Einstellung, aber ich glaube, dass er etwas geahnt hat durch meine dummdreisten Fragen. Seine Andeutungen sind deutlich, es sei denn, er will mich austesten und schaut, wie weit er gehen kann, bis mir der Kragen platzt. Warum nur hänge ich hier zwischen den Ufern, angezogen von beidem und doch mit dem Verlangen gestraft, zu einer Seite hinüber zu schwimmen. Wer weiß schon von meiner inneren Zerrissenheit und wen kann ich davon wissen lassen, ohne gleich öffentlich vor versammelter Mannschaft hinter meinem Rücken geoutet zu werden? Drei Menschen, die nicht schwul sind, wissen auf dieser weiten Erde davon. Die eine wohnt in Kiel und nach ihrer Trennung von ihrem verblasst auch die Verbindung mehr und mehr. Der zweite hat dies meiner Meinung nach unter ferner liefen abgelegt und was den dritten angeht, so weiß ich nicht, was ich denken soll. Kann natürlich sein, dass inzwischen alle davon wissen und mich trotzdem noch so akzeptieren (was sich aber bestimmt ändern würde, könnten sie dies hier lesen) - das wäre toll und würde mich freuen ob ihrer Toleranz. Aber es ist unwahrscheinlich, da mich ansonsten jemand schon darauf angesprochen hätte. So sitze ich hier um elf Uhr abends und tippe leise auf der Tastatur, nur um überhaupt etwas diesem Schriftstück hinzuzufügen. Traurig, aber wahr, ich werde mich jetzt duschen gehen, vielleicht hat Gott ja ein Erbarmen und lässt mich dabei ersaufen.