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Die Wahrheit ist manchmal ein seltsames Ding.
Schwer zu ertragen, scharf und tödlich wie ein Henkersschwert - und doch leicht wie eine Feder,
man kann sie ohne Probleme
mit einem leichten Pusten hinwegfegen. Die Wahrheit kann man nicht suchen, finden und einfach in die Tasche stecken.
Sie ist groß und gewaltig und man kann nicht hoffen, mehr als nur einen kleinen
Teil davon zu erkennen. Und dieses Teil für das Ganze zu halten hieße, die
Wahrheit in die Lüge zu verkehren. Der ehemalige Betrüger: Rein an Gewissen und Seele steht er vor dem Trümmerberg seines einstigen Wiederaufbaus. Konnte er sich bisher wenigstens auf die Kraft einer zweiten Chance stützen, so fehlt ihm jetzt jedwede Motivation und sein Innerstes ist tot. Seine Gefühle sind ein einzige Durcheinander. Da ist gnadenloser Zorn auf den wahren Schuldigen, der die Gerüchte verbreitet und so seine Beziehung, mit der er glücklich war, zerstörte. Da ist abgrundtiefe Furcht vor der Zukunft, weil er nicht mehr weiß, wie es nun weitergehen soll. Er weiß, das ihn eine Teilschuld an der Sache trifft, da er ja schon einmal eine solche Verfehlung begangen hat. Er weiß aber auch, dass er diesmal unschuldig auf der Anklagebank sitzt und alles zu seinen Ungunsten steht. Ein Gemisch von Zorn, Trauer, Entsetzen, Einsamkeit und Depressivität hat von ihm Besitz ergriffen und hält ihn in seinen Klauen. Er ist unfähig zu entscheiden, was nun das Beste ist. Soll er versuchen weiterzukämpfen, seine Unschuld unter Beweis stellen und darauf vertrauen, dass das Gute letztendlich siegt? Oder soll er resignieren, sich seinem Schicksal ergeben und die Person seines Herzens in Ruhe lassen, wohl wissend, dass er dann wie ein erneuter Betrüger dasteht und ohne Rückhalt verloren ist. Gelähmt durch diesen Zwiespalt verbringt er die Zeit meistens damit, in die Luft zu starren und Rachepläne gegen den Ursprung der Gerüchte zu schleudern. Er hat nicht den Mut und auch nicht mehr die Kraft, noch einmal von vorne zu beginnen, denn seine Chance ist vertan und durch hinterhältigen Neid verloren gegangen. Eine weitere wird er nicht kriegen. Der ehemalige Betrogene: Auch er steht vor einem Trümmerberg, nur ist es bei ihm der seiner stillen Hoffnungen und Gedanken. Er gab seinem Partner noch einmal die Chance sich zu beweisen. Er war bereit zu verzeihen und zu vergeben. Er wusste nicht, ob er stark genug für diese Prüfung war, aber er versuchte es wenigstens. Er hatte seinem Partner von vornherein klar gemacht, dass er sich nicht sicher ist, ob er das alles bewältigen kann. Wie er jetzt sieht, kann er das nicht. In ihm tobt ein ebenso starker Tornado der Gefühle wie beim anderen, nur ist der Aufbau ein differenter. Da wirbelt stilles Hoffen, das der andere doch recht hat mit seinen Beteuerungen, dass er es diesmal ehrlich meint und ehrlich ist. Da stürmt tiefe Enttäuschung, denn die in ihm nagenden Zweifel lassen es nicht zu, dass er ihm vorbehaltlos glaubt. Da tobt Depressivität in ihm. Starb er einmal innerlich beim ersten echten Betrug, so ist diesmal wieder alles in ihm tot, weil er nicht zu glauben vermag. Der Glaube ihn ihm ist tot, ohne Kraft. Je mehr sich sein Partner bemüht, ihn zu überzeugen, desto mehr glaubt er an dessen Schuld. Will er einerseits seine Ruhe, so hofft er innerlich doch auf das Bemühen und die Hartnäckigkeit des anderen, diesen Schutzwall zu durchbrechen und zu ihm durchzukommen. Unfähig, seine wahren Intentionen zu offenbaren, kann er nur warten, ob der Gegenpart noch genug Kraft besitzt, ihm die Maske der Gleichgültigkeit aus dem Gesicht zu reißen, ihn in die Arme zu nehmen und zu zeigen, das die Welt ihnen nicht schaden kann. Was also ist zu raten in solcher Situation? Man kann fast sagen nichts, denn ob dem einen nun Glauben geschenkt wird oder ob der andere einen nun in Ruhe lässt aus Resignation und Hoffnungslosigkeit - es kommt auf das selbe raus - das Ende dieser Beziehung, sollten nicht beide es schaffen, sich aufzuraffen und einander entgegen zu gehen. Wünschen wir den beiden viel Glück, Kraft und Hoffnung, auf das sie ihre Probleme doch noch in den Griff bekommen, denn sonst ist diese Welt wieder einmal ärmer um den strahlenden Glanz einer tiefen Liebe. |
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