Momentan tut es einfach nur weh, ganz tief, ziehend, schmerzend. Irgendwas wird zusammengedrückt und kriegt keine Luft mehr und ist dem Erstickungstod nahe. Es macht melancholisch, alles ist egal und Resignation ist das alles beherrschende Element. Meistens sitzt man immer nur da, starrt auf einen imaginären Punkt an der Wand und merkt nicht, wie die Zeit vergeht. Wird man angesprochen, so schaut man nur kurz auf und lächelt. Aber dieses Lächeln erreicht nicht die Augen, liegt nur stumm auf den Lippen und stirbt dort, erfriert, ohne irgendeine Wärme erzeugt zu haben. Eigentlich ist es auch kein Grinsen, sondern mehr ein gequältes Grienen. Meine Handschrift ist grausam, ich muss mich konzentrieren, dass ich sie entziffern kann, wahrscheinlich werde ich das alles nochmals abtippen. Fast sieht es so aus, als ob ich alles und jeden hinschmeiße. Auch jetzt nach Dianas Anruf hat sich meine Sicht der Dinge nicht geändert. In der Gegend rumzulaufen und in bester DOOM-Manier Viecher mit Raketenwerfern zu zerhackstücken bringt es momentan auch nicht, also schreib ich mal weiter. Es gibt da so ein schönes Sprichwort, das geht so, glaube ich: “Alles Scheiße. alles Mist, wenn man zu früh geboren ist.“ Ich passe einfach nicht in diese Zeit und so hoffe ich doch, dass es so etwas wie Reinkarnation wirklich gibt. *hüpf von Brücke* Nee, so weit ist es noch nicht, aber ich war kurz davor. Schreiben beruhigt und ich kann mit ruhigem Gewissen (Gewissen? Was ist ein Gewissen?) sagen, dass ich solch eine Depressionsphase noch nie hatte. Eigentlich hatte ich bisher das Glück völlig davon verschont zu bleiben, dafür erwisch es mich jetzt um so härter. Wahrscheinlich hab ich es auch verdient. Als wenn man trotz allem ein Fremder ist, der nur um die Gesellschaft, die er bietet, willen, geduldet ist. Nicht aus wahrer Freundschaft. Da ist es wieder, dieses seltsame Gefühl, welches von der Mitte des Bauches nach oben hin zieht, die Lungen kaum atmen lässt und einem die Kehle zuschnürt. Nein, es ist kein Hunger, ablenken zählt nicht und mein Hang zu schlechten Humor in dieser Sache ist wirklich zu kotzen. Selbstaufheiterung zieht zur Zeit nicht, schade eigentlich, aber vielleicht hilft's ja, dass es so stark wird und ich über meinen eigenen Schatten springen kann, "IHN" anrufe und mich mit ihm ausspreche. Aber eine andere Stimme in mir sagt mir, dass er dann bloß mit blöden Witzchen versuchen wird, abzulenken. Wenn das nicht helfen sollte, wird er anfangen drum herum zu reden und dann irgendwie die Bemerkung fallen lassen, dass er mir in diesem Problemfall nicht helfen kann, da er diesbezüglich weder praktische noch theoretische Erfahrung hat. Als wenn es noch darum gehen würde ! Heuchler ! ICH WILL NICHT MEEEEEHHR !!!! Ich halt es nicht mehr aus. Dazu kommt noch diese Ungewissheit über mein inneres Seelenleben. Eigentlich hielt ich mich solchem Geschwätz gegenüber einigermaßen immun, aber mit und dank dieser geballten Ladung Ignoranz von ihm hat’s mich doch mächtig aus der Bahn geworfen. Und das alles, weil meine stachelige Abwehrwand um mein Gemüt (ich will nicht sagen Seele) schon geschwächt war. Ich könnte jetzt brüllend durchs Haus rennen und mir dadurch ein wenig Linderung von den inneren Druck, der mich fast zu zerreißen droht, verschaffen, aber meine Eltern schlafen schon und ein bisschen Rücksicht hat noch niemandem geschadet. Wenn ich so die geschriebenen Seiten so überfliege und noch einmal lese, was ich da schreibe, so zieht sich meine Kehle zusammen und ich kämpfe gegen den Drang an, einfach hemmungslos zu heulen ob meiner derzeitigen Lage. Lang aufgestaute Gefühle und Frust brodeln auf und mir kommt ein Satz in Erinnerung, den ich irgendwo las:„Man kann versuchen, seine Probleme in Alkohol zu ertränken, aber ab und zu kriegt man mit, dass die Biester auch schwimmen können.“ - und die KÖNNEN schwimmen und ich kann nicht untergehen – Fett schwimmt oben. Eine Fluchtmöglichkeit gibt es nicht und so kriegt das Wort Tod einen eigentümlichen Beigeschmack. Einmal im Leben richtig fliegen, sich einfach fallen zu lassen und eine Sekunde lang absolute Schwerelosigkeit zu genießen, Losgelöstheit von all dem Irdischen. Eine halbe Sekunde vor dem Aufprall verlierst du ob der Geschwindigkeit und des Luftdrucks das Bewusstsein und trittst völlig schmerzfrei hinüber in ein besseres Leben. Die deutschen Literatur-romantiker sagten dazu „vom Trauertal des Lebens in die Glückseligkeit des Nachlebens“. Pech wenn es das nicht gibt, aber das würde ich dann sowieso nicht mehr mitbekommen und dementsprechend nicht mehr stören. Noch mehr Pech, wenn man den Hüpfer aus dem 15. Stock irgendwie überlebt. Entweder ist man zeitlebens ein Krüppel ohne einen weiteren Versuch, sich dann von dieser Qual zu befreien. Oder du wirst geheilt und kommst in eine Anstalt als Selbstmordkandidat. Und selbst wenn du da raus bist, wirst du noch überwacht oder so psychisch fertig gemacht, dass du zu einem weiteren Versuch keinen Mut mehr hast. Von Selbstverstümmelung halte ich nicht viel, da man dadurch nur zuviel Aufmerksamkeit erregt. In meinem Kopf spielt sich gerade ein Szenario ab, wie ich mit aufgeschlitzten Pulsadern gefunden werde und im Krankenhaus wieder aufwache. Und alle besuchen mich und fragen nach dem Grund und ich liege einfach nur da und die Tränen rollen lautlos meine Wangen herunter. Jetzt kommt dieses komische Gefühl wieder, ich bekomme Atemschwierigkeiten, meine Augen werden wässrig und alles dreht sich halbwegs. Selbst diese meine geheimsten Gedanken jemandem mitzuteilen erweist sich nicht als das erhoffte Ventil zur Linderung dieser unerträglichen Spannung. Dazu kommt noch diese absolute Hilflosigkeit, zu wissen, dass man von allein nicht mehr aus diesem Sumpf des Vergessens, Verderbens und Todes herauskommt. Und der blonde Helfer mit den blauen Augen und dem rettenden Seil neben dem Treibsand steht und dich aus vollem Halse auslacht. Dann holt er aus und wirft ein Seilende gerade so, dass man es trotz aller Anstrengungen und Verrenkungen nicht schafft, es zu fassen und sich mit seiner Hilfe zu befreien. Und hat man es entgegen jedweder Wahrscheinlichkeit dann doch noch geschafft, so lässt er das Seil fahren und das einstige Rettungsinstrument zieht dich ob des zusätzlichen Gewichts noch schneller nach unten. Viele Leute, Bekannte, Verwandte jetzige und ehemalige Freunde kommen vorüber, winken, rufen einen Gruß und gehen weiter, nur um am Horizont schließlich in einer Nebelbank zu verschwinden, die wie ein Schleier sich gnädig über diese Szene senkt, so dass sich die Wanderer durch diese nicht gestört fühlen auf ihrem Weg in die unbestimmte Zukunft. Nur mein Rufen nach Hilfe ist noch gedämpft zu hören, aber da die Quelle dieser Laute nicht klar ersichtlich ist, stört es auch nicht so stark und man geht weiter. Ich stehe dann unten in meinem Loch und sehe nur Schemen an mir vorüber ziehen, ohne Gesicht und Persönlichkeit, nur ein geisterhaftes Etwas. Verloren sind jegliche Substanz und Materie, das stabilisierende Element fehlt, damit sie wieder feste Formen annehmen können. Aber das ist unwiederbringlich verloren und verschwunden. Die Welt um einem herum ist grau und farblos, man sinkt tiefer und tiefer, spuckt noch den ersten Sand angewidert aus, gibt das dann aber auf, da mit jedem neuen Mundöffnen immer mehr hineinläuft. Und schließlich ergibt man sich seinem Schicksal und öffnet seinen Mund zu einem letzten Schrei der Qual und spürt im selben Moment, wie der Sand nun unaufhaltsam in das eigene Getriebe rinnt, alles verstopft und zerstört. Nach einer Weile lichtet sich der Nebel und nur noch eine verkrampfte Hand ragt hervor und die Wandernden bleiben stehen und rätseln, wer denn hier so ein grausames Ende gefunden hat und warum niemand half, da dies sich nicht allzu schnell vollzogen haben kann. Und irgend jemand erkennt dich, fragt sich betrübt, wie es denn nur soweit habe kommen können und zieht weiter seinen Weg, dich hinter sich lassend, vergessen und verloren auf dem großen Feld des Lebens.

Jetzt reicht es, ich hab mich genug ausgeheult und höre auf, sonst ruft hier noch jemand aus Angst den Notarzt in Erwartung eines blutverschmierten Badezimmers. Aber so sieht es nun mal zur Zeit in mir aus .....

Ich will nicht sagen Auf Wiedersehen, deshalb nur       Gehabt euch wohl .....