Schlacht im Morgennebel

Ebenen des Adriatieflandes
vor den Toren Mural Dyrinns
02. Juni 975 IZ

Der frühe Morgennebel zog über die grasigen Hügel und legte sich als watteartige Schicht auf die Landschaft. Selaris stand mit ausdruckslosem Gesicht neben dem Dexon und lies seinen Blick immer wieder prüfend über das Gelände streifen. Hier würde heute eine Schlacht geschlagen werden, deren Ausgang für den Fortgang des Krieges richtungweisend war. Sanfte Hügel zogen sich dahin, kleine Baumgruppen schmiegten sich in die Vertiefungen und in der Ferne schimmerte ein kleiner See. Der Anblick würde nicht lange so idyllisch bleiben. Doch das zog am Schattenmeister vorüber. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen nahm er jedes strategische Detail und jedes Geländemerkmal wahr, schätzte ab und bedachte Möglichkeiten. Ein unwissender Beobachter hätte vielleicht geglaubt, er würde mit offenen Augen schlafen. Den drei Verbindungsoffizieren hingegen rann es kalt den Rücken herunter. Sie lehnten an dem umgebauten Spezialdroiden und tauschten untereinander flüsternd ihre Meinungen über den für sie unheimlichen Mann aus. Selaris zog kurz missbilligend seine Augenbraue hoch und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Geländebetrachtung. Biotechnisch aufgewertetes Gehör war durchaus nutzbringend. In dem Moment piepte es laut aus dem Inneren und die drei Männer hechteten an ihre Plätze. Einige Sekunden später steckte einer den Kopf aus der Luke und rief:
"Sir, es geht los. Die Aufklärungssonden haben die ersten Verbände der Skasim geortet und fliegen jetzt hin. innerhalb der nächsten Minuten sollten wir anfängliche Zählungen haben."
Der Schattenmeister nickte kurz und kam dann herein. Dieser Dexon war etwas Besonderes. Der gesamte Transportraum war mit jeder denkbaren Kommunikationstechnik ausgestattet. Auf einer erhöhten Empore in der Mitte war der Platz für den Befehlshaber, im Halbkreis vor ihm standen drei Sessel mit hufeisenförmigen Pulten, die geradezu von Sensorfeldern und Kontrollen überladen schienen. Monitorphalangen wölbten sich bis zur Decke und ein kleiner Gang führte zum Cockpit. Sich durch die Schleuse schwingend, gab Selaris dem Piloten den Einsatzbefehl und ging zum Sessel. Dort angekommen setzte er sich und gab in die aufklappende Konsole seinen Überrangbefehl ein. Sofort baute sich flackernd ein Hologramm auf und er blickte in das Gesicht des Imperators.
"Nun, Selaris, es beginnt also?"
"Ja, Imperator. Nachdem die im Clangebiet gelandeten Basisschiffe durch die erbarmungslos angreifenden Clans mehr und mehr Verluste hinnehmen mussten, haben sie sich entschlossen, die imperiale Hauptstadt noch massiver anzugreifen als bisher. Die Drohnen zählen noch, aber in einigen Minuten kann ich genauere Zahlen liefern. Und ihr" er blickte die Offiziere vor sich an "stellt permanente Verbindungen zu den anderen Kommandodexons her. Ich dulde keinen Fehler."
Blinkend erschienen sechs weitere Hologramme und Selaris nickte, nachdem er seine Brille zurechtgerückt hatte, Perigain und den fünf anderen Generälen zu. Er wusste, dass sie heute nicht wie gewohnt an der Front ihn ihren Sordrons mitkämpfen würden sondern die Schlacht auf sein Anraten ebenfalls in umgebauten Dexons bestritten. Dass ihnen diese Situation gar nicht passte, sah er an ihren Gesichtern. Dann schaltete er alle bis auf eines in den Lautlosmodus und widmete sich seinem Minicom am Handgelenk. Mit fliegenden Fingern gab er Befehle weiter und wirkte erleichtert, als ein Bestätigungssignal eintraf. Von seiner Seite war alles erledigt, nun kam es auf das Schlachtenglück an.
Die Imperiale Garde hatte in den letzten Wochen starke Verluste erlitten, musste sogar ihre Truppen aus den Clangebieten abziehen, um die Hauptstadt verteidigen zu können. Das die Clans aber nicht von den Skasim überrannt wurden, sondern im Gegenzug erfolgreich zurückschlugen, hatte viele überrascht. Vielleicht sollte man den Stellenwert dieser Bündnisse nicht zu gering einstufen, hatten die Freien Clans im Imperium trotz allem einen denkbar schlechten Ruf als Feiglinge und Nichtskönner. Durch ein Räuspern wurde er aus seinen Überlegungen gerissen.
"Sir, die ersten Zahlen kommen jetzt rein. Ich lege sie auf ein Extradisplay."
Selaris bestätigte, überflog die Anzeigen und verzog dann sein Gesicht.
"Sind sie sicher, dass die Drohnen korrekt arbeiten?"
"Aye, Sir, da kann kein Fehler vorliegen. Die Skasim wurden sowohl ortungstechnisch als auch optisch in mehrfacher Instanz ausgezählt. Da liegt leider kein Fehler vor."
"Nun gut - unsere Vorbereitungen sind getroffen."
Mit diesen Worten lehnte er sich zurück und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Leichte Erschütterungen kündigten dem stehenden Befehlsstand das Nahen der Streitkräfte an. Es war eine Sache, die Markierungen im Sphärenradar und in der Energieortung zu sehen, eine ganz andere, Hundertschaften von Solaron, Aspor, Zengal und Dragoons mit den eigenen Augen auf sich zukommen zu lassen. Die stampfenden Schritte der Kolosse aus Titan und Eisen ließen die Erde beben, als sie am Dexon vorbeizogen. Manche hoben grüßend die Waffenarme und gingen weiter, während elegant Dragoongruppen im Sprintermodus an ihnen vorbei rannten. Einige Kilometer entfernt wurden Gruppen von Visvos sichtbar, die schweren Raketenwerfer gen Himmel gerichtet. Hinter ihnen standen Merger bereit, beladen mit Munition. Innerhalb weniger Augenblicke hatte die Aufstellung der eigenen Truppen gedauert, die perfekte Organisation war ein Glanzstück von Ungrimm gewesen. Die Berührung einiger Sensorfelder brachte eine Auflistung vor Selaris' Augen. Die Speerspitze stellte ein Kontingent Sordrons dar, der Stolz imperialer Ingenieurskunst. Zehn Kontingente Solaron stellten neben weiteren zehn Gruppen von Aspor den Block purer Gewalt dar, während die 1600 Dragoon schnelle Flankenangriffe ausführen sollten. Vierhundert Zengal waren als Fernkampfeinheiten postiert worden, ihre Feuerleitkreise waren modifiziert worden und so hatten die Disruptoren volle Energie. Jeweils fünf weitere Kontingente Zengal und Visvos standen als Artillerie bereit, im Boden verankert und weit im Hinterland. Komplettiert wurden sie von einer Hundertschaft Spezialdroiden unterschiedlichster Bauart.
"Die letzten Zählungen wurden abgeschlossen und berichtigt. Die letzten Informationen sprechen von fast zweitausend Rhacals, dazu kommen nochmals die gleiche Anzahl gemischter Gruppen aus Solaron, Apsor und Zengal. Bevor die Dohnen abgeschossen wurden, konnten sie noch feststellen, dass alle imperialen Bauarten nachempfundenen Droiden modifiziert sind. Ich ergänze die Daten in ihrem Display." Dort fand Selaris bestätigt, was er schon aus den Clanländern gehört hatte. Die Skasim hatten die selbst gebauten oder erbeuteten Droiden der Menschen so umgebaut, dass die gesamte Energie nur noch in die Primärwaffen floss, was einerseits einen Vorteil auf die Reichweite und den angerichteten Schaden brachte, andererseits keine Ausweichmöglichkeiten ließ, falls die schweren Werfer mal beschädigt sein sollten. Das passte in die psychologischen Muster der Außerirdischen, ein klares Beispiel ihrer Alles-oder-Nichts Mentalität. Schnell schmolz die Distanz zwischen den Parteien und mit dem grünlichen Aufblitzen in den Reihen des Gegners brach die Hölle los.

Harris war einfacher Pilot, er liebte seine Arbeit, aber noch mehr liebte er seine Frau. Wegen ihr hatte er sich auch zu diesem Himmelfahrtskommando gemeldet. Die Biotechniker des Imperiums hatten seine Genschablone und eine Konserve seines Gedächtnisses. Ihm war klar, dass er diesen Kampf höchstwahrscheinlich nicht überleben würde, sein Körper zitterte unter der Wirkung der überdosierten Aufputschmittel. Mit kleinen Korrekturen drückte er den Dragoon in die Kurve, ließ ihn einmal kreisen und entdeckte sein Ziel. Zwanzig Rhacals standen dort auf der Stelle und hielten mit Dauerfeuer eine Gruppe Aspor in Schach. Schnell schoss Harris aus ihrem Rücken heran, schaltete in den Gangmodus und aktivierte den Markierungslaser. Einige Sekunden später kam das Bestätigungssignal. Schon wollte er weiter rennen, als einer der Skasim sich umdrehte und mit einer Salve seine Beinaktivatoren zerstörte. Mitten in der Bewegung kippte der Droide um, die schon beginnende Beschleunigung ließ ihn einige Meter über den Boden rutschen. Das war es dann also, dachte er. Ein Anflug von Eifersucht beschlich ihn, als er daran dachte, dass sein Klon nun mit seiner Frau weiterleben und in einigen Monaten seine Tochter in den Armen halten würde. Dann ging alles recht schnell, er sah die ersten Einschläge auf sich zukommen und verging mitsamt der 20 Rhacals in einer alles vernichtenden Glutwolke.

Stets hatte Denton nach Höherem gestrebt, als einer der Besten des Jahrgangs war er von den Akademien des Imperiums abgegangen. Seine Laufbahn als Droidenpilot war steil nach oben gegangen. Bis zum Kommandeur über ein Kontingent Solaron hatte er es gebracht und nun stand er seiner ultimativen Prüfung gegenüber. Immer wieder vergab er Befehle an sein Team, griff selber an und gab wieder andere Befehle. Permanent jagten aus den Antennen seines Droiden Befehle über das Schlachtfeld. Plötzlich erhielt er einen schweren Schlag in die Seite. Warnsignale flammten auf und er bekam Schräglage. Dann hatten sie ihn eingekreist. Aus allen Richtungen schlugen grüne Kugeln purer Energie in seine Panzerung, sonnenheißes Plasma schmolz die Haut des Droiden und sein letzter Gedanke war Bedauern, dass er nie einen Sordron steuern würde.

Mit schnellen Fingerbewegungen schaltete sich der Schattenmeister durch die Kanäle, um den Überblick zu behalten. Voller Interesse verfolgte er die Befehle der Generäle, sah Ungrimm einmal wütend in einem Kommandostand brüllen, beobachtete die laufende Schlacht an verschiedenen Orten. Leuchtende Ketten aus Energie zogen durch die Luft, verschossen von den überlegenen Gatlingdisruptoren der Rhacals. Wo sie aufschlugen, rissen sie Löcher in die Verteidigung, die sofort durch nachrückende Maschinen gefüllt wurden. Imperiale Aspor legten mit ihren Plasmawerfern Sperrfeuer vor gegnerische Kontingente, verwandelten ehemals fruchtbaren Boden in blasenwerfende Lavatümpel. Zengal standen in Gruppen auf erhöhtem Gelände und schossen mit ihren schweren Geschützen auf Distanz. Andere blieben im Hinterland und dienten zusammen mit mehreren Visvokontingenten als Artillerie. Einzelne Dragoons - Selaris wusste, dass diese Piloten unter Drogen standen und nie solche Einsätze überlebten - sprinteten durch die feindlichen Reihen - zusätzlich ausgerüstet mit Markierungslasern. Wann immer sie ein lohnendes Ziel fanden, blieben sie stehen, markierten den Mittelpunkt des Areals und es erhoben sich wie ein Schwarm bösartig summender Hornissen Hunderte von Raketen, flogen zielgerichtet auf den Platz zu und hüllten alles Anwesende in eine Glutwolke purer Vernichtungskraft. Wenn diese Einzelkämpfer nicht durch das sofort einsetzende Feindfeuer fielen, so tat es der ankommende Raketenhagel. Ganze Dragoongeschwader sprinteten um Gegnergruppen, schalteten auf Gang um, schossen schnell, nur um wieder sofort in den Sprintmodus zu wechseln und aus dem Schussfeld zu gelangen. Zeit erreichte einen relativistischen Wert, Selaris konnte nicht mehr sagen, wie lange oder wie kurz diese Schlacht nun tobte, er hatte jedes Gefühl dafür verloren und verfolgte gebannt den Schlagabtausch beider Seiten.

Rot blinkten Warnhinweise auf.
"Zeusrakete im Anflug, wir müssen ausweichen, bitte anschnallen." kam es aus Richtung Cockpit vom Piloten. Sofort darauf ruckte der Dexon an und setzte sich in Bewegung. Sekunden später war in der Nähe eine Explosion zu hören, die sofort schwenkenden Kameras zeigten den typischen Pilz einer Mikronuklearwaffe.
Plötzlich schrie der Pilot auf und die vier anderen Besatzungsmitglieder sahen kleine elektrische Entladungen an allen Kanten entlanglaufen.
"Sir, PVG-Beschuß auf unsere GKM, fraglich, wie die Skasim da rangekommen sind. Weitere Einschläge sind zu erwarten."
Wie um seine Worte zu bestätigen, klangen von draußen ein Rauschen herein, immer wieder begleitet von den schwachen Kriechströmen im Material. Mit einem Knurren nahm der Spionagemeister seine Hände von den Metallflächen, die ersten leichten Stromschläge waren mehr als lästig. Insgesamt zehnmal wurden sie von Strahlenschauern überschüttet.
"Selaris, Sir, zwei der Beschüsse kamen nicht von Skasimbasisschiffen. Einer kam aus den alten Clangebieten und einer aus den mittleren Bereichen. Die genauen Daten werden noch mittels Triangulation berechnet."
"Diese Daten bei Erhalt sofort zu mir. Alle anderen mobilen Kommandostände sofort in Bewegung setzen. Passen sie die Standverbindungen den Bewegungsvektoren per Richtstrahl an, ich will keine Ausfälle."

Grell blinkten einige Symbole auf und die Aufnahmegeräte schalteten automatisch zum neuen Brennpunkt, wo fünf Rhacalkontingente sichtbar wurden. Einer explodierte, dann der nächste und mit einer Kettenreaktion zerstörten sich alle 400 Droiden selber, nichts als glühende Gaswolken, Schmelzkrater und jede Menge Metallschott zurücklassend.
"Einkommende Nachricht, Sir. Es lässt sich kein Absender ermitteln. Ich lege es auf Bildschirm drei."
"Mit Grüßen der Nos-Verrain."
"Mehr ist es nicht?"
"Leider nein, Sir. Das Signal schien von überall gleichzeitig zu kommen, keine direkte Richtung, kein Sendeort oder Sender feststellbar."
Selaris' Blick verfinsterte sich und der schon verunsicherte Mann vor ihm wurde noch nervöser.
"Sir, es tut mir leid, aber es lässt sich wirklich nicht mit unseren Mitteln feststellen und wir haben hier das Nonplusultra der imperialen Technik."
"Nun, dann ist es vielleicht ihrer Unfähigkeit zuzuschreiben, dass sie mir keine Daten liefern können. Machen sie weiter, darüber unterhalten wir uns nach der Schlacht."
Ruckartig drehte sich der Angesprochene im Sessel um und widmete sich hektisch seinen Instrumenten. Es sah nicht gut aus für die Imperiale Garde. Die Verlustzahlen stiegen immer weiter und den Eindringlingen war nur schwer beizukommen. Auf Unfähigkeit konnte das nicht geschoben werden, hier war nur die Elite des Imperiums vertreten, die Kommandeure und Piloten verstanden ihr Handwerk und hätten jeden anderen Gegner im Schlaf besiegt. Aber dieser Widersacher war ein anderes Kaliber. Was die Menschen an Geschick, Erfindungsreichtum und Gewandtheit aufboten, ging im Sturm der puren Gewalt der Skasim unter. Immer wieder konnte er Szenen beobachten, wo eigene Einheiten dem konzentrierten Feuer auswichen, um sofort ins Fadenkreuz der nächsten Gruppen zu kommen, sich tapfer wehrten, Treffer anbrachten und dann im Energiehagel explodierten.
Fast abwesend betätigte der Schattenmeister eine Taste an seinem Armband. Sekunden später gerieten die hinteren Reihen der Skasim in Unruhe. Wie aus dem Nichts waren fünf Kontingente imperialer Negatoren erschienen und stürzten sich mittels Hit-and-Run-Angriffen in die Schlacht. Schnell splitterten sie sich in kleine Fünfergruppen auf, verschwanden aus der optischen Erfassung, um an anderer Stelle aufzutauchen, schnell einige Treffer zu setzen und dann wieder unterzutauchen. Anfängliche Erfolge ließen Selaris hoffen, seine Überraschung würde Früchte tragen, doch leider zerschlugen sich seine Wünsche an den Rhacals. Diese waren scheinbar gefeit gegen die Tarnmechanismen und so nahmen sie gezielt scheinbar leere Stellen unter Beschuss. Die plötzlich erscheinenden Explosionskugeln durchgehender Reaktoren straften die verlassenden Plätze Lüge und rauchende Trümmer blieben zurück. Als 4/5 der Streitmacht gefallen waren, gab Selaris seinen Truppen den Rückzugsbefehl. Es war eine Sache, Schlachten zu schlagen - eine andere hingegen, Leute und Material sinnlos zu opfern.

"Selaris, ich halte die Zeit reif für 'Projekt Mjollnir'. Die Frequenz des vergrabenen Signalgebers!"
"Ich aktiviere .... 1,73 Megahertz, mein Imperator."
Sich zu den Kommunikationsoffizieren hindrehend, sagte er noch im selben Atemzug:
"Sofortiger Rückzug für ALLE unsere Einheiten. Geben sie ein Zeitfenster von fünf Minuten, mehr haben sie nicht. Keine weiteren Befehle."
Die hektische Betriebsamkeit nahm noch zu, blitzschnell wurden Informationsketten geschaltet und Befehle verteilt. Die Umsetzung war prompt auf den Schirmen ersichtlich. An vielen Stellen erlosch das Feuergefecht und die Einheiten zogen sich in größeren Gruppen langsam zurück. Mehr und mehr entfernten sich die Kampfreihen voneinander, nur noch vereinzelt zuckten Energieblitze über die verbrannte Erde. Die Kontingente der Skasim sammelten sich und setzten sich langsam Richtung Hauptstadt in Bewegung. Gleich hatten sie die Stelle erreicht ... gleich waren sie in Reichweite ... unbewusst kaute Selaris an seiner Unterlippe und starrte auf die Anzeigen. Plötzlich zogen Fehler über die Anzeigen, die Bildqualität verschlechterte sich zusehends und bevor alle Bildschirme endgültig versagten, sah man einen blauen Lichtblitz aus dem Himmel schießen. Zuerst nur schmal und kaum sichtbar, verstärkte sich seine Intensität und überstrahlte sogar das Tageslicht. Dann las er nur noch "Signal verloren" auf allen Bildschirmen. Gelassen lehnte er sich zurück und verschloss die Gurte vor seinem Körper.
"Meine Herren, ich an ihrer Stelle würde mich jetzt irgendwo festhalten."
Die aufgeregten Kommentare verstummten sofort und mit geweiteten Augen schauten sie ihn an. Langsam kam ihnen die Erkenntnis, welchen Ereignisses sie gerade Zeuge geworden waren. Dann brach es über sie herein. Zuerst nur ein leichtes Zittern, dann traf etwas den Dexon mit der Wucht einer Stahlwand. Laute Flüche aus dem Cockpit belegten, dass der Pilot alle Hände voll zu tun hatte, den Androiden nicht umkippen zu lassen. Das Gyroskop heulte auf und alles neigte sich bedrohlich zur Seite. Stoisch erwartete Selaris die zweite Welle, die dann auch mit elementarer Wucht über sie kam. Schlagartig versagte alle Elektronik, das Licht ging aus und das Gefühl des Fallens war nicht nur eingebildet. Hart schlug der Droide auf dem Boden auf....

Die Luft war unnatürlich klar, als er aus dem Dexon kletterte. Mit verkniffenem Gesicht hielt er sich den linken Arm, vermutlich hatte er ihn sich beim Sturz gebrochen. Schwerfällig richtete Selaris sich auf, um dann erstaunt aufzukeuchen. Vor ihm erstreckte sich eine plane spiegelnde Fläche. Der Boden schien wie aus einem Guss zu sein und leichte Wellen durchzogen diese seltsame Ebene. Verglich er diese Gegend mit der, die er im Gedächtnis hatte - nun ja, viel war nicht übrig geblieben. Der Blitz der imperialen Ionenkanone hatte ganze Arbeit geleistet und die feindlichen Angreifer geschmolzen. Leider war ihr auch der Teil der eigenen Streitkräfte erlegen, der sich nicht schnell genug zurückziehen konnte oder aufgrund zu großer Beschädigung zurück blieb. Doch dieser Pyrrhussieg war teuer erkauft worden, denn die umliegenden imperialen Festungen waren dem Schlag ebenso zum Opfer gefallen wie auch die meiste Sensortechnik der Hauptstadt. Für einige Zeit war das Imperium nun blind. Nur die Zukunft konnte zeigen, ob sich das Opfer gelohnt hatte.