Schatten

Stille hüllte Sphinx Prime ein, die Hitze des Sommers klang mit jedem Tag mehr ab und Ankhman stand vor der Glasitwand in seinem Büro. Ärger, Zorn und Wut herrschten in ihm, gemischt mit Trauer. Einen Scheinangriff wollte er führen - testen, wie der Kommandant der Korsaren reagieren würde. Harmloses Geplänkel zwischen  Veteranen hier in den alten Quadranten. Er kannte ihn schon eine Weile, war auch sein Fürsprecher als Trial bei Ragnarök und kam gut mit ihm aus .... und der Angriff war nur eine Warnung für die Aktionen ihres Leaders gegen Bambi, den Meister der Schattengilde Ragnarök's. Und dann während des Rundgangs durch die Forschungszentren, als er den Fortgang des "Projekt Solaron" begutachtete - der rote Alarm. Mit quietschenden Sohlen war er in sein Büro und an den Terminal gerannt und las die katastrophale Nachricht. Das Holodisplay war hinter ihm immer noch offen, die rot blinkenden Zeichen hinter einer Liste von Namen ... K.I.A. . "Killed in Action" - 28 der 38 Piloten hatten es nicht mehr geschafft, sich aus den explodierenden Droiden zu retten, der PVG-Beschuss kam zu überraschend und schnell. Ein Name war noch markiert: Rudolf Simmons.
Stumm drehte er sich um, aktivierte das Komlink, schluckte mehrfach, um den Frosch in seinem Hals wenigstens kurz zu vertreiben und wählte die Frequenz von D'Arvan, seinem Logistikchef.
"D'Arvan, wenn die restlichen zwei Zengal zurück kommen - verkauf sie an der Börse und kaufe Negatoren, des weiteren wirf die Fabriken an und lass welche bauen, du hast außerdem freie Verfügung über die Basiskonten beim Imperium. Ich will  bis heute Abend mindestens 10 von den Stealthkämpfern im Hangar sehen."
"Aber das wirft alle Planungen zum Projekt Solaron über den Haufen, die Minen können nicht so viel für beides ..."
"MACH WAS ICH SAGE, ICH HABE MEINE GRÜNDE!! und leise setzte er hinzu Du schaffst das schon."
Ankhman's Stimme brach beim letzten Wort, er übermittelte nur den markierten Datensatz an seinen Freund und registrierte, dass das Komlink stumm unterbrochen wurde. Er fühlte sein Herz wild schlagen und sein Hals verengte sich, schnürte ihm die Luft zum Atmen ab. Dann vergrub er seinen Kopf in seinen Armen und trauerte....

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Viel war passiert seit den seltsamen Vorkommnissen Anfang diesen Jahres. Die seltsame Sache mit dem hoch entwickelten Klon, die imperiale Roguebasis und die gestohlenen Daten beschäftigte ihn immer noch. Auch abseits seiner persönlichen Alpträume gab es viel. Troja hatte sich aufgelöst, der Clan zersplitterte in viele Gruppen, wobei sich der engste Kern zu Ragnarök zusammenschloss. Der Imperiale Rat war an die Öffentlichkeit getreten und hatte unter den größten Basiskommandanten neue Illuminaten gewählt. Und dann platzte die Bombe. Der Schild um das Solsystem wurde von unbekannten Schiffen berannt und belagert, deren Technologie der unsrigen gleichwertig, in vielen Belangen auch überlegen war. Die Katastrophenmeldungen häuften sich und schließlich wurde der Schirm durchbrochen - bisher nur von einem Schiff, welches solch gigantische Ausmaße annahm, dass es als Basis dienen konnte. Alle Untersuchungen lieferten nur Verlustmeldungen an Material und Menschen, eine Menge Vermutungen und einen sich verhärtenden Verdacht - Verrat. Der Schirm brach zusammen und der Verrat wurde offensichtlich; die schweren Abwehrgeschütze und Komsatelliten waren manipuliert worden. Die äußeren Linien wurden überrannt und der Zusammenschluss der Alienrassen mit den Skasim als treibende Kraft rückte Richtung Erde. Scheinbar hatte das Imperium mit diesen Fall gerechnet und seine Forschungsanlagen auf Hochtouren gebracht. Ergebnis der Forschungen waren neue hoch entwickelte Droiden und Raketen, deren Konstruktionsunterlagen mitsamt neuen Basisausbauten umgehend an alle Kommandanten ausgeliefert wurden. Auch die Möglichkeit des Basisumzugs wurde per Blackbox-Technologie erneut freigegeben. Und in dieser Situation kam der Abschuss seiner besten Piloten einer Zerstörung seiner KI gleich.

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Chief Commissioner Rohal sah mit verkniffenem Gesicht vom Holodisplay in Ankhman's Gesicht.
"So, du willst also Rache für deine Piloten? Eigentlich hast du es dir selber zuzuschreiben."
"PAH! Diese ehrlose Bestie - mein Kontingent wäre in 2 Stunden da gewesen - und er gab 15 Minuten Zeit, auf seine Nachrichten zu reagieren. Hätte  er nur weitere 20 Minuten gewartet, dann wäre das alles unblutig abgelaufen. Jetzt gehört er MIR!" Ankhman schlug wütend mit der Faust auf den massiven Holzschreibtisch und lehnte sich vor, um sein Gegenüber besser mit den Augen fixieren zu können. Ihm war es egal, was für Rückendeckung er bekam, er und seine Piloten wollten Rache.
"Du weißt aber schon, dass im Ernstfall der Clan nicht hinter dir stehen wird?"
"Ja, aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Bambi hatte schließlich auch Schwierigkeiten mit ihrem Leader Freedem, diesem grobmotorisch veranlagten Tastaturquäler."
"Okay, ich werde euch da derzeit keine Steine in den Weg werfen ...."
Einen Tag später wurden alle Korsaren zum Abschuss freigegeben ....

Blinkend standen die Droiden in den frei konfigurierbaren  Versorgungsboxen. Zufrieden nickend inspizierte Ankhman zusammen mit D'Arvan die letzten Neuzugänge. Bisher hatte er eher auf Kraft als auf List gesetzt und war gut damit gefahren. Nun aber musste er umdisponieren, da das Ziel Rückhalt durch einige starke PVGs hatte. Gedankenverloren strich er über die blanke Panzerung aus Titanverbundstahl und schaute zu seinem Logistikchef.
"Wieso keine Tarnfarbe?"
"Weil es nicht nötig ist und das weisst du genau. Die Tarnung der Stealthdroiden beruht auf den Emittern, die das Tarnfeld errichten. Rein optisch sind sie dann nicht mehr auszumachen, die Reaktorstreustrahlung wird durch die Feldabschirmung gleich mit absorbiert. Und die Erschütterungen durch die Bewegungen werden bestens mittels der gedämpften Krähenbeinkonstruktion aufgefangen."
"Ja ja, ich weiss."
"Und wann soll es losgehen?"
"Morgen früh, so dass wir sie bei vollem Betrieb erwischen."
Still fluchend zwängte sich Ankhman am nächsten Morgen in einen der neuen Negatoren. Die Antipathie, die er diesen unsichtbaren Jägern entgegenbrachte, beruhte auf Gegenseitigkeit. Wann immer er sich in einen dieser Stealthdroiden begab, verletzte er sich irgendwie - seien es Platzwunden, Schnitte, Prellungen oder er klemmte sich irgendwo einen Finger. Er wusste, dass seine Männer hinter vorgehaltener Hand Wetten abschlossen, auf welche Weise er sich wohl das nächste Mal verletzen würde, wenn er eine der Maschinen auch nur von der Seite ansah. Wer immer behauptet hatte, Droiden hätten keine Seele, hatte entweder nicht alle Tassen im Schrank oder er log. Zumindest dieser Negator hier hatte eine Seele - und sie war schwärzer als die des Teufels. Die Panzerplasitkanzel senkte sich herab, klemmte um ein Haar seinen Zeigefinger der rechten Hand ab und schloss sich mit schmatzendem Geräusch luftdicht. In Gedanken arbeitete er die Checkliste durch und wollte sich dann im Pilotensitz festschnallen, die Füße in die Pedalen stecken und dann losgehen. Zwei der drei Vorhaben schlugen fehl. Das linke Fußpedal war irgendwie verschoben und er knickte beim Aufstützen im Knöchel um, was ihm beim Anschnallen so sehr ablenkte, dass er sich in den Gurten verhedderte. Nur das Losgehen klappte - mit dem Problem, dass der Pilot diese 60 Tonnen schwere Kampfmaschine nicht unter Kontrolle hatte.
"Was habt ihr hier für Schrott gekauft?" schrie er ins noch offene Komlink.
Endlich konnte er die Pedale erreichen und sich durch diese Stütze durch den Wust an Gurten zwängen, bis auch diese irgendwie an ihrem Platz waren. Mittlerweile war der Negator - gelöst von allen Versorgungsleitungen seines Hangarplatzes - schon einige Meter gestolpert, hatte dabei beinahe einen Techniker zertreten und einen Sprul gerammt.
Kommentarlos lenkte er Richtung Lift und ließ sich an die Oberfläche bringen. Still gönnte er sich den Luxus, kurz seine Gedanken schweifen zu lassen und gedachte all der Kommandanten und guten Bekannten, die mit der Zeit getötet wurden, anderweitig verschwanden, oder zu anderen Clans wechselten, weil sie sich nicht mehr mit den hiesigen Leitbildern identifizieren konnten ... Imperator, Lie, die Warlady Suse. Aber letztendlich trug jeder den Clan in sich - durch seine Aktionen und Taten, sein Auftreten und das Vertreten der eigenen Überzeugungen. Aber er hatte schon genug mit den Leuten gestritten über das leidige Thema. Ankhman schloss kurz die Augen, blinzelte und schüttelte den Kopf, um sich auf die bevorstehenden Auseinandersetzungen zu konzentrieren - jede Ablenkung hätte fatale Konsequenzen. Er musste seine Gedanken klar halten oder er hatte die Führung dieser Basis nicht verdient.
Leicht ruckend kam der Lift zum Stehen und die großen Tore öffneten sich. Nacheinander stapften 15 Kampfmaschinen ins Freie - jede 60 Tonnen Hochtechnologie, entwickelt zum Töten und Vernichten. Mit scharfem Blick musterte er den lockeren Verband geballter Feuerkraft. Das war kein Kampfkontingent zum Zerstören - da hätten es 15 Aspor mehr drauf - das war ein Kontingent zum Rache üben. Ein verschlagenes Grinsen stahl sich auf seine Gesichtszüge und er gab die letzten Befehle.
"Okay, Leute - ihr kennt das Ziel, Sinn und Zweck. Bleibt im lockeren Verband und haltet euch stets im Schultz eurer Stealthgeneratoren. Haltet Funkstille und sammelt euch an diesen Omnikoordinaten innerhalb des dortigen kleinen Wäldchens. Alle Informationen werden euch gerade von HORUS in die internen Rechner geladen."
"Aye, Commander!" schallte es 14 mal zurück.
"Also dann los mit euch - zahlen wir es ihnen heim."
Mit stummem Grimm in den Augen verfolgte Ankhman, wie ein Droide nach dem anderen sich Richtung Süden wandte und losrannte. Ein paar Meter weiter aktivierten sie ihre Stealthgeneratoren, die wie ein Raubvogel mit ausgebreiteten Schwingen oben auf jeder Maschine montiert waren. Ein kurzes Flackern wie erhitzte Luft umhüllte jeden Kämpfer und sie verschwanden wie die Illusion einer Fata Morgana in der sonnigen Landschaft, nichts weiter als leise Laufgeräusche und kaum wahrnehmbare Eindrücke im Boden hinterlassend.

Ein Reh graste friedlich in einem sonnendurchfluteten Wald. Die Vögel zwitscherten auf den Zweigen der Bäume und Insekten brummten durch die laue Luft wie verschwommene kleine Sterne. Kein Lüftchen regte sich und doch wurde das Reh nervös. Die Ohren spielten und es schaute in alle Richtungen, ohne den Grund für seine Unruhe zu entdecken. Nichts störte diese Idylle und trotzdem hörten die Vögel plötzlich auf zu singen. Das Reh schaute auf, bereit zur Flucht, als sich 3 Meter vor ihm ein stählern glitzerndes Cockpit aus der flimmernden Luft schälte und ein grinsender Ankhman fröhlich zu dem mittlerweile in Panik geratenen Vierbeiner herüberwinkte. Zu Tode erschrocken sprengte es in die entgegengesetzte Richtung, um 5 Meter weiter gegen ein unsichtbares Hindernis zu prallen. Mit einem qualvollen Blöken fiel es um, schüttelte sich benommen und raste dann ins nächste Dickicht. Und so versammelte sich drei Stunden später eine Gruppe Schatten in einem lichten Wäldchen, zirka 10 Kilometer entfernt vom Ziel.
"Sir, das hätte unser Abendessen werden können."
"Nein - wir erledigen hier alles schnell und dann geht's heim, dort gibt es genug Futter. Außerdem wäre Bambi nicht erfreut darüber, wenn ihm das zu Ohren kommen würde. Wir sind nicht auf einem Jagdausflug, sondern hier ... okay doch Jagdausflug, aber unsere Beute ist etwas anderes."
Mittlerweile hatten alle 15 Maschinen sich versammelt und Ankhman lag auf einem Hügel mit freiem Blick auf den Stützpunkt. Den Feldstecher vor das Gesicht gedrückt, zoomte er näher und näher heran, machte Aufnahmen für eine letzte taktische Besprechung und sondierte die allgemeine Umgebung. Das wird wie Tontaubenschießen, dachte er, als die auf Korsarenstation zentrierte und maximalen Zoom ansetzte. Magere 4 Autokanonen und 2 AAs standen in den Turmschächten und vor den Lifttoren sammelten sich grade 34 Merger und ein Zengal zum Einlagern in die Versorgungsboxen des Hangars. In sich hinein lachend kehrte zu seinen Leuten um und aktivierte den kleinen transportablen Holoemitter.
"Also, momentan stehen da unten 34 Transporter und ein Zengal plus 4 AKs. Wenn wir ausschwärmen und zuerst die Türme und den Kampfdroiden ausschalten durch zentriertes Feuer, sollten wir reiche Ernte halten können. Kommt von allen Seiten und schaltet erst im letzten Moment eure Generatoren aus. Bedenkt, dass ihr getarnt nicht schießen könnt. Ich will hier keinen verdrehten Augen sehen, ich weiß es ist euch bekannt, aber im Eifer des Gefechtes geschehen die unmöglichsten Sachen. Die letzten Karten übertragt euch in die HUDs eurer Cockpits. Los geht's und gute Jagd."
Mit aufmunternden Worten und gegenseitigem Händedruck begaben sich alle zu ihren Maschinen und gnädigerweise hatte Ankhman keine Probleme beim Einsteigen und Hochfahren. Angeschnallt checkte er alle Posten durch, ließ den Reaktor in Wartestellung anlaufen und erstellte per Knopfdruck das Stealthfeld. Schlagartig wurde es um ihn dunkelgrün, als die Kampfbeleuchtung zuschaltete und er per Sichtfeldvergrößerung die Zieleinstellungen seiner Laser ein letztes mal kalibrierte. Befriedigt registrierte er synchrones verhalten bei den 14 anderen Maschinen und nahm ihre Position nur noch als ins HUD eingeblendete Schatten wahr. Den Reaktor auf volle last fahrend, ließ er den Negator aufstehen und bewegte sich leise Richtung Süden auf seine Opfer zu.

Die 10 Kilometer waren innerhalb von Minuten zurückgelegt und 15 Jäger schwärmten aus, als lockerer Bogen auf die immer noch ahnungslosen Gegner zusprintend. Sein Droide befand sich an der rechten Flanke und nahm den Zengal als größten Gegner schon von Fern in die Zoomfunktion des HUD's. Rasend schnell verringerte sich die Entfernung, die Zahlen flimmerten vor seinen Augen in stetig kleiner werdenden Werten. Stampfend flog er auf den Gegner zu, ließ den Droiden weit ausgreifend laufen und hielt eine Hand über dem Ausschalter des Stealthgenerators. Er brauchte seinen Leuten keinen Befehl geben, die neben ihm rennenden Schatten würden über die Gegner wie Wölfe über Schafe herfallen. Als er noch 100 Meter vom Feind entfernt war, ließ er seine linke Faust auf den Schalter des Generators krachen und rings um die überraschten Korsaren stürzten sich die Wölfe auf ihre Opfer. Den Zengal im Zielfokus haltend, aktivierte er alle Laser. Hochfrequent sirrend schossen Strahlenbahnen auf den Droiden zu und fingen Funken sprühend an, die Panzerung abzuschmelzen. Zeitgleich von allen anderen bewegte sich lichtschnell eine hellgrüne Wand aus Verderben auf die Droiden zu und brachte die ersten zu Fall, allen voran den Zengal, der schon mit den ersten Volltreffern zu Boden ging. Schnell durchbrachen sie die lockere Reihe der Merger und hielten reiche Beute unter ihnen - allein in den ersten Sekunden vergingen elf von ihnen im Feuer gebündelten Lichtes. Teilweise hörte er das Siegesgeschrei seiner Begleiter im Komlink, während er weiter auf die Basis und den Lift zu rannte. Doch er kam ins Wanken.
Schrill heulte der Gyroskop auf, als das linke Bein von Ankhman's Negator plötzlich im Erdboden versank. Die Leute im Verteidigungscenter hatten gute Arbeit geleistet, dachte er noch, während er sich verzweifelt bemühte, das Gleichgewicht wiederzufinden. Halbwegs stabilisiert stolperte er weiter nach vorn, um mit dem anderen Fuß voll auf eine Antidroidenmine zu treten. Wild fluchend sah er, wie sich der Verbundstahl der Panzerung unter den enormen Kräften verformte und das Krähenbein im Knie nach hinten einknickte. Mit einem letzten Jaulen gab der Gyroskop seinen Geist auf und der Droide kippte in allen Gelenken kreischend nach vorn, um von seinem Schwung getragen ein paar weitere Meter durch den Dreck zu rutschen. Nach der ersten Schrecksekunde sprengte sich Ankhman aus der Kanzel und sah schon die immer noch intakten 4 AK-Türme ihr Feuer auf die gefallene Maschine konzentrieren. Zuerst nur Dellen, zerfetzten die Kugeln kurz darauf die Titanverkleidung um den Rumpf und zerstörten die Reaktorabschirmung. Totalverlust. Die Treibsätze der Rettungskapsel verbrauchten sich beim Landemanöver und so kämpfte sich Ankhman durch eine Staubwolke hustend und wedelnd wieder Richtung Kampfplatz, nur um die letzten Merger im Laserfeuer der übrigen 14 Negatoren zu Boden gehen zu sehen. Jubelnd rannte er in die Richtung seines gefallenen Droiden und gab die ersten Plünderbefehle per Komlink weiter.

Im Triumph des Augenblickes saß Ankhman da, starrte auf die Verwüstung, die er angerichtet hatte und sein Höhenflug nahm ein abruptes Ende. War es das alles wert gewesen? Rache war zwar eine Gericht, was am besten kalt zu genießen war, aber er mochte den Geschmack nicht mehr. Fade war es geworden, die Toten konnte der Angriff nicht wieder lebendig machen und die Ausbeute war aufgrund der beschränkten Ladekapazität der Negatorflotte eher spärlich. Klar war da eine gewisse Befriedigung, dem Gegner eine solche schlappe beigebracht zu haben, aber der Sieg war schal. Ähnliche Regungen sah er in den Gesichtern seiner Begleiter und das erfüllte ihn nicht grade mit Zuversicht. Scheiß Krieg, scheiß Kämpfe - er hatte momentan die Schnauze gestrichen voll von allen Auseinandersetzungen. Müde war er geworden durch die ganzen Konflikte und fühlte sich dünn wie Papier, die Nerven zum Reißen gespannt. Niedere Gelüste zu befriedigen war doch sonst nicht seine Art. Seine Stirn in den Händen abstützend kauerte er auf den Resten seines Negators und musste unwillkürlich grinsen. Diese verfluchte Maschine hatte es doch tatsächlich geschafft, ihn beinahe schachmatt zu setzen. Was soll es - sich die rechte Augenbraue kratzend, befahl er, den Droiden auszuschlachten und damit die schwersten Beschädigungen zu reparieren und ging resigniert zu einer anderen Maschine, um den Notsitz auszuklappen. Wenn er zu haus war, würde er zuerst 2 Stunden duschen, sich dann weitere 2 Stunden massieren lassen und dann eine Audienz bei Bambi beantragen. Es gab da noch eine Leiche im Keller. Was freute er sich schon auf seinen persönlichen Aspor - großes Cockpit, bequeme Sessel, modifizierte HiFi-Anlage ... und nicht so beengt in diesen Spionageschüsseln. Er brauchte einfach was Größeres als diese Sportausgaben eines Kämpfers unter sich. Aber wenn alles klappte, standen ihm sowieso bald eine neue Garde zur Verfügung - das Projekt Solaron lief auf Hochtouren und er hatte sich den Ersten schon vormerken lassen für ein paar Extraeinbauten.

Bambi sah sich die Daten des Speicherkristalls mehrfach an und seine Miene verfinsterte sich bei jedem Mal mehr.
"Wieso erfahre ich erst jetzt von dieser Geschichte? Das ist ungeheuerlich. Was das bedeutet, wenn der Imperiale Rat das rauskriegt, sollte dir klar sein, vor allem weil wir 3 Illuminaten im Clan haben."
Ankhman versuchte zerknirscht dreinzublicken, aber der innere Triumph, dem Meister der Schattengilde mal einen Informationsvorsprung unter die Nase reiben zu können, war diese Standpauke allemal wert.
"Ich hielt es nicht für so wichtig...."
"NICHT WICHTIG? Verdammt, zu der damaligen Zeit wusste noch niemand außer dem Rat, was da auf uns zukommt - niemand außer dem Rat und DIR! Diese Informationen hätten ..."
"Was hätten sie denn?" unterbrach Ankhman "Der Rat wusste es ja und die imperialen Forschungszentren liefen da schon auf Hochtouren. Und was wäre mit mir passiert, hätte ich die Informationen offen gelegt? Die Ionenkanone hätte mir fröhlich zugeblinkt, ich habe schließlich eine geheime Forschungsbasis des Imperiums in Schutt und Asche gelegt. Der Angriff auf meine Basis war ein reiner Feldtest der Ergebnisse und da die Invasion der Skasim und ihrer Verbündeten nicht mehr geheim gehalten werden kann, werden die Clans nun häppchenweise mit neuen Erkenntnissen und Belohnungen gefüttert. Der Rat stellt uns doch schon längere Zeit außergewöhnliche Technologie zur Verfügung, ohne dass wir uns wundern oder auch nur einen Gedanken daran verschwenden."
"Wie meinst du das?" fragte Bambi mit verengten Augen. In dem Moment sah er aus wie eine lauernde Schlange, die versuchte ein Meerschweinchen zu hypnotisieren.
"Nimm als Beispiel nur mal die Umzugsmöglichkeiten einer Basis. Diese gigantischen unterirdischen Komplexe. Hat es dich noch nie gewundert, wie es möglich ist, diese über weite Strecken zu verlegen?"
Einzige Reaktion war eine gehobene Augenbraue, was Ankhman als Aufforderung verstand, fortzufahren mit seinen Erläuterungen.
"Dürfte ich  .. ?" fragte Ankhman mit einem Seitenblick auf die Holoprojektoren in der Zimmerflucht. Bambi nickte und gab den Zugriff auf ein Remoteterminal der Holosteuerung, um dann stumm seinen Ausführungen zu folgen.
Der Umzug einer Basis folgte immer auf dem gleichen Wege. Es wurde der Wunsch ans Imperium herangetragen, die dann einen Technoblock mit einem einfachen Terminal bereitstellten. Der Kommandant gab nur das benötigte Uran dazu und die Basis verschwand, um woanders wieder aufzutauchen. Wie das vor sich ging, konnte nie eruiert werden, da der Block sich beim Öffnen selbst vernichtete und somit jeden Hinweis auf seine Funktion verbarg. Die Daten aus der zerstörten KI gaben nun teilweise Aufschluss, den Rest konnte man sich zusammenreimen.
"Wie du hier siehst, beruht das ganze auf den Merkmalen eines Raumschiffantriebs, und zwar dem von Inque. Der damalige Absturz seines UFO im archaischen Roswell machte es möglich, dessen Technologie zu erforschen und zu assimilieren - bis auf den Reaktorkern, dessen Kraft und Wirkung nie erreicht wurde. Als er dann von den Barrits geraubt wurde, hatte der Rat scheinbar schon genug herausgefunden, um einen halbwegs funktionierenden Ersatz zu bauen."
Weitere Holos mit technischen Angaben füllend, führte Ankhman seine Sache weiter und Bambi begann langsam zu begreifen, worauf sein Gegenüber letztendlich hinauswollte. Mittels dieser Blackbox wurde das Raum-Zeit-Gefüge gefaltet, so dass ein Vorgang entstand, der als Distanzloser Schritt bezeichnet wurde. Die Basis und die umliegende Umgebung wurde in ein kugelförmiges Kraftfeld versetzt und augenblicklich an den neuen Ort transportiert. Dort war aber schon Materie vorhanden und es kam noch welche dazu - in dem Falle die versetzte Basis. Das sich aber nicht 2 Dinge gleichzeitig an einem Ort existieren können, kommt es automatisch zu schweren Strukturschäden im gesamten Komplex, wenn das Vorhandene vom Neuen verdrängt wird. Diese waren aber zweifellos auf das stümperhafte Verfahren und den unausgereiften Vorgang des Versetzens zurückzuführen und nicht auf den Vorgang selber. Das Original arbeitete weitaus perfekter.

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"Mein eigentliches Problem ist, dass die angreifenden Aliens nicht über diese Technologie verfügen, sonst wären sie einfach durch unseren Systemschirm gesprungen und hätten unsere Linien schlicht und ohne Verluste umgangen. Dass sie es nicht tun, kann einerseits heißen, dass Inque's Rasse nicht daran beteiligt ist oder sie noch nicht in Erscheinung getreten sind. "
"Mir persönlich wäre ersteres lieber, wenn man bedenkt, was einen erwarten würde." warf Bambi ein. Die ganze Tragweite kam ihm jetzt erst langsam in den Sinn und er kaute nervös an seiner Oberlippe. Schweigend ging er zum Zimmerservo und bestellte sich einen doppelten Cognac mitsamt seiner Lieblingssorte Zigarillos. Auf einen fragenden Blick hin schüttelte Ankhman nur den Kopf, schaltete nacheinander die Holos wieder aus und verstaute den Speicherkristall wieder im Kästchen aus Selenium-Titan-Legierung. Stumm saßen sie sich in den schweren Ledersesseln gegenüber und hingen den eigenen privaten Gedanken nach, als plötzlich der Rote Alarm das ganze Zimmer in ein Tollhaus aus kreischenden Sirenen und Warndisplays verwandelte. Bambi schaute alarmiert auf und sprang mit einem gewaltigen Satz zum internen Kommunikationsterminal.
"Ich verlange sofortige Aufklärung, was da oben vor sich geht, oder ihr schrubbt die nächsten 5 Jahre die Mannschaftsklos mit euren eigenen Zahnbürsten - und die von Khorgor gleich mit."
"Sir, das ist nicht unsere Schuld - sehen sie selbst."
Der Kommunikationsoffizier schaltete auf die offenen Kanäle des Imperiums um, wo eine sich ständig wiederholende Sendung ablief - grade begann sie von Neuem. Das Bild flimmerte kurz und Xopherus, einer der Berater des Imperators erschien, umrahmt von Dunkelheit und mit dem Funken des Wahnsinns in den Augen ... kaltem, berechnendem, gefährlichen Wahnsinn.

"Ihr Narren! Habt Ihr geglaubt, dass ich mich so leicht dem harmoniesüchtigen Imperium unterwerfe? Dass ich mit ansehe, wie all die Errungenschaften des alten Adels mit den Füßen getreten werden? Dass ich einfach kapituliere und mich dem neuen Imperium so einfach ergebe? Ihr habt keine Ahnung mit wem Ihr euch anlegt...
Wie viele Perioden habe ich nun geschwiegen? Geschwiegen um meine wahre Identität, meinen Hass mein Inbrunst gegenüber der nackten Gewalt zu verheimlichen. Von einem Imperium redet Ihr? Ein Haufen Waschweiber die sich hinter Regeln und Kompromissen zu verstecken versucht. Ein Rudel moderner Hippies das mit sanften Worten und polemischem Gewäsch die Meinungen der anderen manipulieren will. Doch in meinen Augen nur ein großer Haufen Mist, der entsorgt werden muss.
Nieder mit dem Imperium, nieder mit dem Frieden. Es lebe der Krieg, der große Krieg, der Krieg der Schattenhand gegen das Imperium.
Und ich, Xopherus, Kommandant der Bund der 6, als Schattenhand einst zum großen Kriegsherrn ernannt, rufe auf! Ich rufe auf das Imperium zu schwächen, auf den Boden zu zwingen und zu vernichten! Ein jeder, der sich mir und meiner Garde in den Weg stellt wird meine Rache spüren. Ein jeder, der sich mir gewachsen fühlt wird einsehen müssen, wie klein er doch ist.
Ein jeder, der meint er sei der Aufgabe gewachsen mir Treue zu erweisen, möge sich bei mir melden. Ein jeder, der sich zum Krieger berufen fühlt, der das Blut der Feinde nicht nur sehen, sondern auch schmecken will, ein jeder, der sich mir und meinem Hass unterwerfen will ist willkommen mit mir das Imperium zu Grabe zu tragen!
Bald, sehr bald, werden all die Zweifler und Nörgler, die Schoßhündchen des Imperiums meine Macht, meine Kraft und meinen Hass zu spüren bekommen.Wenn der Krieg nicht zu euch kommt, dann holt ihn euch! Zerschmettert eure Feinde, lasst deren schmutzigen Kadaver an Euren Pforten als Mahnmal für all die Zweifler hängen. Auf dass die Sonne niemals mehr Ihren Schlafplatz verlässt!!!"

Bambi und Ankhman sahen sich nur stumm an, dann senkte Ankhman seinen Blick auf den schon weggeschlossenen Datenkristall.
"Mir kommt da ein ziemlich unangenehmer Gedanke. Was wäre, wenn diese Roguebasis damals gar nicht vom Imperium war, sondern ... ."
Den Rest des Satzes ließ er offen, aber die geweiteten Augen Bambi's sagten ihm auch so, dass sein Gegenüber ihn verstanden hatte.
"Ich werde eine Ratsversammlung einberufen, bitte verständige Ungrimm, ich werde die anderen einberufen. Morgen in den Ratssälen Ragnaroks."
Nickend und mit einem flüchtigen Winken rannte Ankhman schon zu den Lifts, um sich zu seinem Aspor bringen zu lassen.